Guter Kanal: Barnimer und Bromberger widmen sich gemeinsam der Geschichte an Wasserwegen mit dem Projekt:
„Eine Geschichte. Zwei Kanäle. Eine Zukunft.“
Der Förderderverein „Unser Finowkanal e.V.“ setzt mit der polnischen Stadt und Universität Bydgoszcz (Bromberg), dem Museum Eberswalde sowie der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNNE) ein deutsch-polnisches Kultur- und Geschichtsprojekt unter dem Titel „Eine Geschichte. Zwei Kanäle. Eine Zukunft“ um. Vom 5.bis zum 7. Februar 2016 war der Verein zu Gast in Bydgoszcz (Bromberg) zu einem Erfahrungsaustausch. Am 5. Februar wurde die mehrsprachige Ausstellung „Der Finowkanal gestern – heute – morgen“ von der deutschen Delegation aufgebaut und mit großer Resonanz auf dem Kahn Lemara eröffnet. Rund 50 Besucher verfolgten interessiert die Einführung in die Ausstellung und die Erläuterung der Zielsetzung des Projekts. Die Frage, was die beiden Städte Eberswalde und Bydgoszcz verbindet, stand dabei natürlich im Vordergrund. Die Antwort ist schnell gegeben. Aufgrund der engen historischen Beziehung zwischen dem Finowkanal und dem Bromberger Kanal suchte die Initiative Unser Finowkanal e.V. den Kontakt zur Stadt Bydgoszcz (Bromberg). Mit Bydgoszcz verbindet uns die gemeinsame Kanalgeschichte. Der Bromberger Kanal und die Wasserstraße dort hin über die Warthe, Netze und Brahe wurden auf Veranlassung unseres preußischen Königs und Wasserbau-Enthusiasten, Friedrich II., kurz nach 1740 gebaut. Friedrich II. wollte ein leistungsfähiges Wasserstraßen-netz schaffen, um das Land wirtschaftlich voran zu bringen. Zielsetzung ist nun, künftig eng mit Bydgoszcz zusammenzuarbeiten, um einen gemeinsamen UNESCO-Antrag zu erarbeiten und auf dem Weg dorthin eine enge wassertouristische Zusammenarbeit zu forcieren. An den folgenden beiden Tagen in Bydgoszcz gab es ausreichend Zeit, sich mit wichtigen Vertretern der Stadt, der Wasserdirektion, der Universität und des Kanalmuseums zu konkreten Umsetzungsschritten intensiv zu verständigen.
Zum Projekt: In den nächsten Monaten wird die Ausstellung an verschiedenen Orten der Stadt (Rathaus, Bibliothek Universität, Kulturzentrum, Kanalmuseum) und in weiteren Städtern Polens (z.B. Stettin) zu sehen sein und auch im Herbst auf der Weltkanalkonferenz in Schottland.
Mit 13.455 Euro unterstützt das Brandenburger Agrar- und Umweltministerium dieses deutsch-polnische Kultur- und Geschichtsprojekt. Der Eigenanteil wird mit Unterstützung der Stadt und des Lions-Clubs finanziert.
Das Projekt baut auf der im Eberswalder Museum präsentierten Ausstellung „Der Finowkanal gestern – heute – morgen“ auf. Die Entwicklung einer mehrsprachigen Variante (Polnisch und Englisch) zur bestehenden Wanderausstellung über den Finowkanal soll ausländischen Besuchern den Zugang erleichtern. Eine mehrsprachige Web-App mit QR-Code soll Besucher künftig zur Erkundung der Kulturlandschaft Finowtal einladen.
Die mehrsprachige Wanderausstellung wird ab 5. Februar 2016 beim polnischen Partner in Bromberg erstmalig der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Mit der Umsetzung wird das bisherige Informationsangebot durch den polnischen Partner erweitert – auf 22 Roll-ups wird zukünftig über die Geschichte des Finowkanals und des Bromberger Kanals informiert.
Beide Kanäle sind nicht nur über das internationale Wasserwegenetz miteinander verbunden, es gibt auch Gemeinsamkeiten in dem Bemühen, das jeweilige Umfeld touristisch besser zu erschließen.
Der Verein möchte rechtzeitig vor der Weltkanalkonferenz 2016 in Schottland fertig werden, um auch im Umfeld dieses Ereignisses die deutsch-polnische Kanalkooperation gut zu präsentieren. Eberswalde erhofft sich insbesondere eine Unterstützung der weiteren wassertouristischen Entwicklung der Finowkanalregion beziehungsweise die gemeinsame Vermarktung der internationalen Wasserstraße E70.
Die internationale Wasserstraße E70 verbindet Westeuropa von Rotterdam/Paris über Berlin und Nordpolen mit der Region Kaliningrad (Königsberg in Ostpreußen) und den weiter östlich gelegenen Wasserwegen. Im Landkreis Barnim gehört der Oder-Havel-Kanal mit dem beeindruckenden Schiffshebewerk
Niederfinow, das derzeit durch einen Neubau ersetzt wird, dazu. Der polnische Abschnitt ist einer der interessantesten Waseerwege Polens. Er führt über insgesamt 28 Staustufen aus der Oder bei Küstrin in den Oder-Weichsel-Wasserweg entlang der Warthe, Netze, und Brahe über die verbindenden Kanäle zunächst im Bromberger Knoten in die Weichsel. Aus der Weichsel geht es über die Nogat weiter und dann hinter Elbing in das Frische Haff.
Der 31,9 Kilometer lange, historische Finowkanal – heute nur noch touristisch von Bedeutung – ist die älteste noch befahrbare künstliche Wasserstraße Deutschlands. Als Gastgeberin der 2. Brandenburgischen Landesgartenschau hatte Eberswalde 2002 auch deshalb mit „Blütenträumen am Finowkanal“ geworben. Fernziel ist die Anerkennung des Finowkanals als UNESCO-Welterbe.
Projektträger:
Förderverein Unser Finowkanal e.V. , Verein zur Förderung des Erhalts des industriellen Kulturerbes und der nachhaltigen Entwicklung des wassertouristischen Potenzials in der Finowkanalregion
Prof. Hartmut Ginnow-Merkert (Vorsitzender), Thomas Winkler
Kupferhammerweg 4-6 , 16225 Eberswalde , http://unser-finowkanal.eu/
Foto: Sandra Riewe
Bericht: Ramona Schönfelder / unser Finowkanal